QuantumScape steht vor der wohl entscheidendsten Phase seiner Unternehmensgeschichte. Das kalifornische Unternehmen verspricht seit Jahren eine Revolution bei Elektroauto-Batterien durch seine Festkörpertechnologie. Doch während die technischen Fortschritte beeindrucken, bleiben die kommerziellen Risiken enorm. Für Anleger stellt sich die Frage: Rechtfertigen die Durchbrüche bei der Produktion und die erweiterte Volkswagen-Partnerschaft eine Neubewertung der Aktie?

Technische Meilensteine schaffen Optimismus

Der entscheidende Durchbruch gelang QuantumScape im Juni mit der Integration des sogenannten „Cobra“-Verfahrens in die Grundproduktion. Dieser Prozess zur Herstellung der keramischen Separatoren läuft 25-mal schneller als das vorherige „Raptor“-Verfahren und benötigt deutlich weniger Platz. Die Aktie sprang nach dieser Nachricht um über 30 Prozent. Das Management erwartet, dass Cobra die Auslieferung der B1-Muster im Jahr 2025 ermöglicht und als Basis für die Gigafactory-Produktion dient.

Die geplante QSE-5-Batterie verspricht gegenüber herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus entscheidende Vorteile: höhere Energiedichte bei gleichem Gewicht, schnelleres Laden ohne Lebensdauerverluste und erhöhte Sicherheit durch den Verzicht auf brennbare Polymere. Zusätzlich soll die Technologie mit verschiedenen Kathoden-Chemien kompatibel sein, was Flexibilität bei Materialkosten und Leistungsanforderungen bietet.

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Volkswagen-Deal verlängert die Finanzierungsreichweite

Die Erweiterung der Partnerschaft mit Volkswagens PowerCo im zweiten Quartal war kommerziell ebenso bedeutsam wie der technische Cobra-Durchbruch. Der Deal bringt bis zu 131 Millionen Dollar über zwei Jahre plus 130 Millionen Dollar Lizenzvorauszahlung. Gleichzeitig steigt die lizenzierte Kapazität um weitere 5 GWh jährlich auf 85 GWh und verlängert die Finanzierungsreichweite bis 2029. Der erste Meilenstein wurde bereits erreicht, was über 10 Millionen Dollar Zahlungen im dritten Quartal auslöst.

Zeitdruck durch starke Konkurrenz

Doch die Konkurrenz schläft nicht. BYDs Super e-Platform und CATLs Shenxing-LFP-Batterie der zweiten Generation versprechen bereits 800 Kilometer Reichweite und Ladezeiten unter 15 Minuten – Werte, die früher als Domäne der Festkörpertechnologie galten. Beide Technologien erreichen die kommerzielle Marktreife deutlich vor QuantumScapes QSE-5, deren Serienfertigung für 2027-2028 geplant ist.

Diese Zeitverzögerung ist kritisch: Sollten Lithium-Ionen-Batterien bis zur Marktreife der QSE-5 bereits „gut genug“ für die meisten Elektroauto-Segmente sein, reichen kleine Verbesserungen nicht aus. QuantumScape muss dann sprunghafte Leistungsvorteile auf Batteriepack- und Fahrzeugebene demonstrieren, die den Aufwand einer Systemumstellung für Autohersteller rechtfertigen.

Produktionsrisiken und Skalierungsherausforderungen

Trotz der technischen Fortschritte bleiben die Produktionsrisiken bei QuantumScape erheblich. Das Unternehmen gibt selbst zu, noch an der Verbesserung von Zuverlässigkeit, Prozessstabilität und Anlagendurchsatz zu arbeiten. Die Skalierung von der Pilotproduktion zur Gigafactory-Fertigung ist historisch eine der größten Hürden in der Batterieindustrie. Selbst kleine Änderungen in der Chemie benötigen oft Jahre von der Validierung bis zur Volumenproduktion.

Zusätzlich beschränkt das Management die Anzahl gleichzeitiger OEM-Programme, da jeder Kunde erhebliche Anpassungen benötigt. Diese Limitierung schafft ein Konzentrationsrisiko und könnte den Aufbau einer diversifizierten Kundenbasis verlangsamen. Sollte Volkswagen als Hauptkunde Probleme bekommen oder strategische Prioritäten ändern, wäre QuantumScape in einer prekären Lage.

Die Bewertungsszenarien der Analysten basieren auf Lizenzgebühren von 25-45 Dollar pro Kilowattstunde bei Margen von 75 Prozent – ähnlich etablierten Technologielizenzgebern wie ARM oder Qualcomm. Doch diese Unternehmen haben bereits bewiesene, skalierbare Geschäftsmodelle, während QuantumScape noch Jahre von der Kommerzialisierung entfernt ist.

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