Der Start in die neue Börsenwoche hätte kaum schlechter ausfallen können. Die Turbulenzen rund um die Pleite der amerikanischen SVB Financial am Ende der vergangenen Woche schwappte mit voller Kraft auch auf den deutschen Markt über. Dabei verloren nicht nur Finanztitel kräftig, sondern der Gesamtmarkt ging auf Tauchstation.
Zwar gibt es viele Marktteilnehmer, die davor warnen, hier Parallelen zur Finanzkrise 2008 zu ziehen. Aber die Statements vom Wochenende, dass sich das Finanzministerium in den USA gezwungen sah, eine Einlagengarantie zu geben wie auch die Ankündigung einer Sondersitzung der US-Notenbank am Montag waren alles andere als dafür geeignet, hier im Markt wieder Vertrauen zu schöpfen.
Unter dem Strich büßte deshalb der DAX am Montag ganze 3% ein und fiel dadurch auch wieder unter die Marke von 15.000 Punkten. Er beschloss den Handel bei 14.959,47 Punkten. Ähnlich große Verluste gab es auch im MDAX. Der Index verlor 2,7% auf 27.232,34 Zähler, während der SDAX um 2,3% auf 12.971,79 Zähler zurückfiel. Eine kleine Überraschung bot dabei der TecDAX. Denn sein Minus betrug nur 1,8% auf 3.196,81 Punkte.
Spannend dürfte es nun werden, wie in weiteren Wochenverlauf die Amerikaner mit der Bankenpleite umgehen, ob das am Ende tatsächlich nur ein singuläres Ereignis ist und ob womöglich die US-Notenbank sich dazu entschließt, in der kommenden Woche kurzfristig vom Zins-Gaspedal zu gehen. Aktuell erwarten ja die Marktteilnehmer, dass die Fed in der nächsten Woche ihren Leitzins um weitere 50 Basispunkte anhebt.
Aktien im Fokus
Im DAX standen gestern 39 Verlierer nur einen Gewinner gegenüber. Dieser Gewinner hieß Sartorius Vorzüge. Das Unternehmen selbst hatte eigentlich dazu nichts beizutragen. Hier könnte sich die Ankündigung von Ende letzter Woche noch positiv ausgewirkt haben, dass man für das zurückliegende Jahr eine Dividende von 1,44 Euro je Vorzugsaktien ausschütten will. Das ist zwar nur eine sehr schmale Dividendenrendite von rund 0,35%. Der Markt honoriert hier wohl, dass die angekündigte Dividende über den Erwartungen liegt.
Ansonsten war die Ergebnisliste im DAX gestern ein einziges Bild des Horrors. Das galt insbesondere für die Commerzbank, die gleich um 12,7% abgeben musste. Damit sind inzwischen alle Gewinne weg, die durch die Neuaufnahme im DAX generiert wurden. Das Problem bei der ganzen Sache wie auch beispielsweise bei der Deutschen Bank, die gestern 4,87% verlor und es damit auf einen Verlust seit Ende Januar von fast 20% bringt, ist die Unsicherheit, ob die Pleite der SVB Financial einerseits direkte Auswirkungen auch auf die Geschäfte der beiden deutschen Banken hat. Andererseits zeigt die Pleite ja auch den kritischen Zustand in den Anleihen-Depots der Banken mit noch milliardenschweren Buchverlusten aufgrund der Zinswende. Auch hier fürchtet der Markt mögliche neue Hiobsbotschaften.
Ebenfalls zu den Verlierern gehörte die SAP. Dabei hatte der Software-Hersteller durchaus positives zu melden. Denn er hat sich nun endgültig von seinen Anteilen an der amerikanischen Marktforschung-Tochter Qualtrics getrennt. Die Anteile wurden für rund 7,7 Milliarden Dollar an den Finanzinvestor Silver Lake und den kanadischen Pensionsfonds CPP Investment verkauft. SAP hatte sich schon 2021 von Anteilen getrennt über einen Börsengang von Qualtrics. Damals hatte SAP nach eigenen Angaben 2,4 Milliarden Dollar erhalten. Unter dem Strich brachte das Amerika-Abenteuer immerhin noch einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Dollar ein. SAP selbst will sich nun weiter auf sein Kerngeschäft mit Cloud-Software fokussieren. Gestern gab es in der aufgeheizten Stimmung allerdings trotzdem einen Tagesverlust von 2,95%.
Und auch bei Porsche ging es mit 4,56% abwärts. Allerdings wohl auch zurecht. Denn für das zurückliegende Jahr hatte man dem Markt eher enttäuschende Ergebnisse zu melden. So lag der Umsatz mit einem Plus um 13,6% auf 37,6 Milliarden Euro unter den eigenen Erwartungen. Die Gewinnmarge wurde um zwei Prozentpunkte auf 18% verbessert. Für das neue Jahr stellt Porsche zwar weitere Steigerungen sowohl beim Umsatz als auch in der Profitabilität in Aussicht. Aber insgesamt wurde dieser Ausblick eher als zurückhaltend gewertet.
In den Nebenwertesektor: Dort trumpfte vor allem Synlab mit einem Tagesplus von fast 35% auf. Sie ahnen es: Hier spielte insbesondere die Ankündigung eine Rolle, dass der Finanzinvestor Cinven den größten europäischen Labordienstleister übernehmen und von der Börse nehmen wolle. Dafür will Cinven, die schon 43% an Synlab halten, eventuell 10,00 Euro je Aktie zahlen.
Und noch eine potentielle Übernahme sorgt für Kursgewinne. Diesmal beim Stahlhändler Klöckner & Co. Denn der Großaktionär Friedhelm Loh will über seine Investment-Holding Swoctem seinem bisherigen Anteil von derzeit rund 25,25% deutlich auf über 30% aufstocken. Dazu bot er jetzt in einem freiwilligen Übernahmeangebot 9,75 Euro je Aktie. Das Unternehmen selbst wollte sich dazu noch nicht äußern. Die Aktie von Klöckner gewann gestern 4,10% zu und notierte mit 9,90 Euro auch schon über dem Angebotspreis. Das Swoctem auf diesem Niveau tatsächlich signifikante Stücke angedient bekommt, ist aber eher zweifelhaft.