Der Silberpreis stieg in der letzten Woche erstmals über 50 USD, was Händler auf einen akuten Short Squeeze zurückführen. Denn derzeit ist es kaum möglich, physisches Silber in ausreichender Menge zu beschaffen, um die vielen Derivate-Geschäfte zu decken. Dies führt zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen auf dem Markt. Die Folge ist ein Spotpreis mit einer fast parabolischen Entwicklung. Schnell wurde das alte Top aus dem Jahr 1980 überboten, als die Gebrüder Hunt den Markt manipulierten.

Was sich damals als Blase entpuppte, könnte heute der Ausgangspunkt für eine dramatische Aufwertung sein. Denn im Gegensatz zu früher wird die aktuelle Preisentwicklung durch mehrere Faktoren beeinflusst. Denn neben den industriellen Anwendungen geht es unter anderem um sichere Häfen angesichts geopolitischer Spannungen, steigender Staatsverschuldung und einem schwachen US-Dollar. Wo liegen die Chancen für dynamische Anleger?

Was hat die aktuelle Silberknappheit zu bedeuten?

Silber hat Anfang Oktober die Marke von 50 US-Dollar je Unze durchbrochen, erstmals seit 1980. Der Preis explodiert, weil Angebot und Nachfrage massiv auseinanderdriften. Industrielle Abnehmer, Anleger und ETFs reißen sich um ein Metall, dessen physische Verfügbarkeit weltweit schwindet. Händler sprechen von einem echten Short Squeeze, denn in London, dem globalen Handelszentrum, sind die Lagerbestände seit 2021 um ein Drittel gefallen. Zugleich haben ETFs den frei verfügbaren Bestand um mehr als 75 % reduziert.

Das Resultat: Engpässe, steigende Leihzinsen und Spreads, die den Handel nahezu lähmen. Die Gründe sind vielfältig und neben spekulativen Aspekten zunehmend fundamental. Silber wird nicht nur als sicherer Hafen in Zeiten von Staatsverschuldung, Inflation und geopolitischen Spannungen gesucht, sondern ist inzwischen auch strategischer Industriestoff: in Solarzellen, Halbleitern und E-Mobilität ist es unersetzlich. Die Energiewende frisst physisches Metall, während neue Minenprojekte nur schleppend vorankommen. Selbst in Indien ersetzt Silber zunehmend das teure Gold in Schmuck und Geschenken.

Die physische Knappheit zeigt absurde Auswüchse. Händler fliegen Silberbarren von Chicago nach London, um Preisunterschiede zwischen der Comex und der LBMA auszunutzen. Comex-Bestände leeren sich rapide und Experten erwarten, dass bald auch China Material liefert, um die Lücke zu schließen. Analysten sehen 2025 realistische Preisziele zwischen 37 und 50 USD, langfristig bis 100 USD. Extreme Prognosen wie Robert Kiyosakis 500-USD-Ziel bleiben Außenseiter. Entscheidend ist: Die aktuelle Rally basiert nicht auf Spekulation einzelner Akteure wie 1980, sondern auf einem globalen strukturellen Defizit. Die nächsten Wochen dürften sehr interessant werden.

First Majestic vs. Endeavour Silver – Zwei Wege durch den Minenzyklus

Wer mit Silber solides Geld verdienen will, braucht Anteile an gut laufenden Produzenten. First Majestic Silver (ISIN: CA32076V1031 | WKN: A0LHKJ) hat mit der Übernahme von Gatos Silver im Januar 2025 einen entscheidenden Schritt zur Expansion gemacht und sich 70 % am hochmargigen Cerro-Los-Gatos-Komplex gesichert. Damit stärkt das Unternehmen seine ohnehin solide Produktionsbasis, die von San Dimas, Santa Elena und La Encantada in Mexiko getragen wird. Für das Jahr 2025 erwartet First Majestic eine Silberproduktion zwischen 14,8 und 15,8 Millionen Unzen, weitere Rekordquartalen stehen also an.

Allein im zweiten Quartal 2025 stieg die Produktion um 48 % auf 7,9 Mio. Unzen Silberäquivalent. Der Fokus liegt nun auf Effizienzsteigerung und Kostensenkung, denn die AISC-Spanne bleibt zwar zweistellig, soll aber durch Produktivitätszuwächse reduziert werden. Gleichzeitig werden in 2025 über 170 Mio. USD in Entwicklung, Exploration und Anlagen investiert, um das Wachstum langfristig abzusichern. Der Cashflow-Hebel durch Los Gatos dürfte künftig entscheidend zur Margenverbesserung beitragen.

Endeavour Silver (ISIN: CA29258Y1034 |WKN: A0DJ0N) befindet sich dagegen in einer Übergangsphase. Nach einem schwierigen Jahr 2024 mit einem Nettoverlust von über 30 Mio. USD will das Unternehmen 2025 wieder operativ Tritt fassen. Der Umsatz im ersten Quartal lag bei 63,5 Mio. USD, doch Derivateverluste von 31,9 Mio. USD belasteten das Ergebnis stark. Steigende wirken jedoch wie ein natürlicher Hebel zur Erholung. Endeavour setzt auf zwei strategische Projekte: Pitarrilla, wo 2024/25 über 11 000 Meter gebohrt wurden und Terronera, das als künftige Produktionsquelle gilt. Beide Projekte könnten mittelfristig den Sprung von einem kostensensitiven zu einem margenstarken Produzenten ermöglichen. Doch technische Ausfälle, wie der Mühlenstillstand in Guanaceví und eine hohe Kostenbasis zeigen, dass die operative Stabilität noch nicht erreicht ist.

Im direkten Vergleich überzeugt First Majestic derzeit mit Größe, Planbarkeit und Kapitalstärke, während Endeavour Silver stärker auf Zukunftsfantasie und Explorationspotenzial setzt. Während First Majestic bereits auf Skaleneffekte und freien Cashflow baut, kämpft Endeavour noch mit den Folgen teurer Absicherungsgeschäfte und projektbedingtem Kapitalbedarf. Beide Unternehmen profitieren vom steigenden Silberpreis, doch die Ausgangslage ist unterschiedlich: First Majestic steht für operative Resilienz, Endeavour für spekulatives Aufholpotenzial. Die First Majestic-Aktie belohnte ihre Anleger auf 12-Monatssicht mit einem 105 % Anstieg, Endeavour schaffte immerhin ein Plus von 78%. Das muss noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn die fundamentalen Schwierigkeiten im Silbermarkt nehmen zu und beide können liefern!

Vizsla Silver – Mexikos Silberhoffnung unter Sheinbaum

Ein weiterer Player in Mexiko ist Vizsla Silver (ISIN: CA92859G6085 |WKN: A40EG3). Mit der Amtsübernahme von Präsidentin Claudia Sheinbaum hat sich das Umfeld für Silberexplorer in Mexiko deutlich verbessert. Die Regierung verfolgt nun einen moderateren, investitionsfreundlichen Kurs, digitalisiert Genehmigungsverfahren und beschleunigt Projekte, während Umweltauflagen weiterhin bestehen. Für Vizsla Silver bedeutet dies einen klaren Vorteil: Das Unternehmen kann sein Panuco-Silber-Gold-Projekt effizienter entwickeln und Kapitalgeber leichter überzeugen.

Vizsla hat sich kürzlich eine Finanzierung von 220 Mio. USD durch die Macquarie Bank gesichert, ein deutliches Signal für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Die Silberressourcen in Panuco wurden um 43 % gesteigert, unterstützt durch intensive Bohrprogramme und neue Entdeckungen in der Animas-Zone. Das Unternehmen verfolgt eine Dual-Track-Strategie, die sowohl auf den Minenaufbau als auch auf aggressive Exploration setzt, was die langfristige Attraktivität für Investoren erhöht.

Die operative Entwicklung spiegelt sich auch am Aktienmarkt wider. Die Vizsla-Aktie (VZLA) erreichte mit 6,77 CAD in der letzten Woche ein neues 52-Wochen-Hoch und verzeichnet in zwölf Monaten ein Plus von 172 %. Analysten sehen weiteres Potenzial, insbesondere wenn die Animas-Zone zusätzliche Ressourcen liefert. Die solide Finanzierung erlaubt eine kontinuierliche Entwicklung, während die positive politische Stimmung in Mexiko das Projektrisiko reduziert. Für Investoren signalisiert Vizsla damit attraktive Renditechancen bei kalkulierbarem Risiko, während Mexiko wieder als führende Silberjurisdiktion gestärkt wird.

Prismo Metals und Aftermath Silver – Zwei starke Follower machen von sich reden

Als wirklich aussichtsreiche Silber-Follower präsentieren sich die beiden Explorer Prismo Metals und Aftermath Silver. Prismo Metals (ISIN: CA74275P1071 | WKN: A2QEGD) setzt derzeit seine Explorationsaktivitäten im Herzen des Arizona Copper Belt mit voller Dynamik fort. Nur drei Kilometer vom weltbekannten Resolution Copper-Projekt entfernt, untersucht das Unternehmen das Silver King-Projekt, dessen historische Silberminen für hochgradige Vorkommen bekannt sind. Erste Analysen von 23 Proben lieferten Spitzenwerte von über 757 g/t Silber sowie 1,51 % Kupfer, 6,69 % Blei und 11,53 % Zink aus einer neu entdeckten polymetallischen Ader. Auch historische Abbauflächen erzielten Werte von 619 und 511 g/t Silber. Ergänzend wurden in einer Ersetzungszone Kupfergehalte zwischen 1,11 und 2,43 % gemessen, begleitet von erhöhten Goldwerten.

Die Ergebnisse bestätigen nicht nur die Hochgradigkeit der Lagerstätte, sondern liefern auch mehrere sofort bohrbare Ziele außerhalb der historischen Minen. Dazu zählen die polymetallische Ader, eine Kupfer-Silber-Struktur sowie die stratigraphisch kontrollierte Black Diamond-Zone, die über Straßenanbindung verfügt. Prismo reagiert auf diese Funde mit der Verdopplung des Bohrprogramms auf insgesamt 2.000 Meter, wobei die zweite Phase gezielt die neu identifizierten Ziele adressiert. Der Betriebsplan für das Bohrprogramm liegt bereits beim US Forest Service; die Genehmigung wird bis Ende Oktober erwartet.

Silver King profitiert von seiner Lage in einem weltbekannten Metallgürtel-Cluster, umgeben von historischen Hochgrad-Produzenten wie der Magma-Mine. Die Nähe zum gigantischen Resolution Copper-Deposit eröffnet strategische Optionen für Partnerschaften oder zukünftige Investitionen. Historisch förderte Silver King fast 6 Millionen Unzen Silber mit extrem hohen Graden, und moderne Proben deuten darauf hin, dass die aktuellen Vorkommen diese Werte schnell übertreffen könnten. Prismo Metals positioniert sich als vielversprechender Silber- und Kupferexplorer mit hohem Hebelpotenzial. 

Die Kombination aus historischer Lagerstätte, neuer polymetallischer Mineralisierung, strategischer Lage und erweitertem Bohrprogramm macht Silver King zu einem der spannendsten Projekte im Nordamerika-Metallsektor. Mit einer aktuellen Börsenbewertung von rund 12,2 Millionen CAD könnte ein positiver Verlauf des Bohrprogramms die Aktie deutlich aufwerten. Mit gerademal 0,15 CAD ist die Aktie trotz Kursverdoppelung immer noch extrem günstig. Einsammeln!

Zwölfmal größer ist die Aftermath Silver Ltd. (ISIN: CA00831V2057 | WKN: A2DMFN), ein kanadischer Junior-Explorer mit Fokus auf Silber, Kupfer und Mangan, eine seltene Kombination aus Edelmetall- und Batteriemetall-Exposure. Das Unternehmen mit Sitz in Vancouver konzentriert sich auf sein Flaggschiffprojekt Berenguela in Peru sowie auf Challacollo in Chile, beides Regionen mit stabiler Bergbaugesetzgebung und exzellenter Infrastruktur. Berenguela ist ein großflächiges, straßenzugängliches Projekt mit 100 %-Erwerbsoption von SSR Mining und EMX Royalty. Die jüngste Ressourcenschätzung bestätigt rund 101 Mio. Unzen Silber plus erhebliche Mengen Mangan und Kupfer in den Kategorien Measured & Indicated.

Besonders eindrucksvoll sind Bohrergebnisse mit bis zu 1.174 g/t Silber über 7,1 m, begleitet von signifikanten Kupfer- und Manganwerten. Da hat man in den letzten Monaten kaum besseres gehört. Finanziell hat Aftermath seine Position zuletzt deutlich gestärkt: Ein 10-Mio. USD-Investment von Eric Sprott im November 2024 unterstreicht das Vertrauen erfahrener Marktteilnehmer. Parallel dazu wurden Optionszahlungen an EMX und SSR vorzeitig geleistet, um die Projektübernahme abzusichern. Frühere Platzierungen über rund CAD 3,8 Mio. sichern zusätzlich laufende Exploration und Studien. Das Unternehmen plant nun, Berenguela Richtung einer Vormachbarkeits-Studie (PEA=Preliminary Economic Assessment) zu führen, um den wirtschaftlichen Rahmen der Ressource zu definieren.

Die Kombination aus wachsender Silber-Ressource, kritischem Mangananteil und klarer Entwicklungsstrategie macht Aftermath derzeit zu einem der aussichtsreicheren Silber-Explorer im lateinamerikanischen Raum. Zwar bleibt das Projekt in der Explorationsphase risikobehaftet, doch starke Bohrergebnisse, solide Finanzierung und ein klarer Fokus auf Energiewende-Metalle verleihen Aftermath Silver eine markante strategische Position im Junior-Mining-Sektor. Binnen 12 Monaten hat die Aktie nun fast 70 % zugelegt. Die Marktverunsicherung der letzten Tage schafft derzeit attraktive Einstiegsniveaus.

FAZIT

Nach Jahren der Konsolidierung steht der Silbermarkt vor einer Neubewertung. Steigende geopolitische Spannungen, strukturelle Inflationsängste und die historisch hohe Staatsverschuldung rücken Edelmetalle wieder in den Fokus langfristiger Anlagestrategien. Während Gold in den letzten drei Jahrzehnten eine durchschnittliche Jahresrendite von 8,9 % erzielte, signalisiert auch Silber nun eine nachhaltige Aufwärtsbewegung. Die Rückkehr spekulativer Anleger, gekoppelt mit der Aussicht auf einen Durchbruch über die 51-USD-Marke, könnte den Weg zu neuen Allzeit-Höchstständen ebnen.

Der Markt profitiert zusätzlich von knappen physischen Beständen und steigender industrieller Nachfrage. In diesem Umfeld eröffnen sich Investoren attraktive Chancen, gezielt zwischen etablierten Produzenten, wachstumsstarken Nebenwerten und Explorations-Projekten wie Questcorp Mining oder Aftermath Silver zu diversifizieren. Eine solche Streuung mindert Portfoliorisiken und erlaubt gleichzeitig, von Hebeleffekten bei erfolgreichen Bohrkampagnen zu profitieren.