Die Europäische Union setzt mit mehreren Programmen konsequent darauf, ihre Energieinfrastruktur, insbesondere im Gasbereich, zu stärken und unabhängiger von fossilen Importen zu werden. Im Rahmen des REPowerEU-Plans verfolgt die EU das Ziel, die Erdgasabhängigkeit vor allem von Russland bis 2027 deutlich zu reduzieren und gleichzeitig den Hochlauf einer europäischen Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Die EU legt großen Wert auf die Modernisierung und den Ausbau der grenzüberschreitenden Netze für Gas und Wasserstoff, verbunden mit klaren Regulierungen für Infrastrukturbetreiber. 

Gleichzeitig fördert die Kommission Verkehrs- und Energieprojekte mit einem Finanzvolumen von rund 2,8 Mrd. EUR im Programm „Connecting Europe“, wobei der Fokus stark auf nachhaltigen Schienenverbindungen und der Netzintegration liegt. Auf nationaler Ebene plant Deutschland beispielsweise Investitionen in Höhe von insgesamt 166 Milliarden Euro in die Verkehrsinfrastruktur bis 2029, wobei auch ein Teil den Energiesystemen zugutekommt. Anleger können von den verschiedenen Beschlüssen profitieren, wo lohnt sich aktuell der Einstieg?

Die EU investiert Billionen – Energie und Infrastruktur auf der Kaufliste

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat die Kreditobergrenze 2025 auf bis zu 100 Mrd. EUR angehoben, um Investitionen in Sicherheit, Energie- und Technologieprojekte zu beschleunigen. Insgesamt fließen somit milliardenschwere Fördermittel in die Entwicklung und Vernetzung der Energie- und Verkehrsnetze, die die Versorgungsstabilität sichern und langfristig Gas und Wasserstoff als Austausch-Energie etablieren.

Mit diesen Maßnahmen will die EU nicht nur die Versorgungssicherheit verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend geopolitisch herausfordernden Umfeld stärken. Mit einem Investitionsvolumen von mehreren hundert Milliarden Euro über die kommenden Jahre unterstreicht Brüssel den tiefgreifenden Anpassungsprozess der europäischen Infrastruktur im Zeichen der Energiewende und geopolitischer Krisen. Für Investoren kommt es nun darauf an, das Portfolio an diesen Trends partizipieren zu lassen.

Shell und BP – Verlässliche Größen im internationalen Energiegeschäft

Die Energieriesen Shell und BP positionieren sich innerhalb der neuen EU-Programme zur Sicherung der Energieversorgung als zentrale Akteure mit jeweils eigenen strategischen Schwerpunkten. Shell fokussiert dabei stark die Ausweitung seines LNG-Portfolios, um Europas Bedarf an zuverlässigem und klimafreundlicherem Erdgas zu decken und plant bis 2030 eine Steigerung des Flüssigerdgasvolumens um bis zu 30 Prozent. Dabei verfolgt Shell eine balancierte Energiewende mit Investitionen in erneuerbare Energien und Wasserstoff, hält zugleich aber an seiner fossilen Kernproduktion fest und strebt moderate Emissionsreduzierungen an.

BP verfolgt einen etwas aggressiveren Wandel mit starkem Ausbau von Solar- und Onshore-Windprojekten und setzt auch auf Bioenergie, während im fossilen Bereich das LNG-Geschäft ausgebaut wird. Das Unternehmen hat ehrgeizigere CO2-Reduktionsziele mit einer angestrebten Netto-Null-Emission bis 2045, sogar fünf Jahre vor Shell. Beide Konzerne erweitern ihre Infrastrukturinvestitionen im Einklang mit europäischen Klimazielen, wobei sie ihre bestehenden Netze modernisieren und neue Technologien wie CO2-Abscheidung und Speicherung forcieren.

Insgesamt streben Shell und BP an, durch Investitionen in erneuerbare und gasbezogene Technologien die Versorgungssicherheit Europas zu stärken, gleichzeitig aber auch Profitabilität in einem volatileren Energiemarkt zu gewährleisten. Während Shell seinen Übergang mit stärkerer finanzieller Zurückhaltung und konservativen Emissionszielen steuert, versucht BP mit ambitionierterem Wandel und höherem Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation, die Energiewende aktiv voranzutreiben. Dadurch konkurrieren beide zwar in traditionellen wie neuen Märkten, verfolgen aber divergente Wege, die den Energiebedarf Europas sichern sollen.

Anleger sollten diese unterschiedlichen Strategien ebenso wie regulatorische Risiken im Auge behalten. An der Börse wird immer noch der relativ stabile Standardwert Shell bevorzugt, die Aktie notiert nach einer kleinen Korrektur nur knapp 10 % unter ihrem Hoch bei etwa 34,10 EUR. Anders ergeht es BP. Mit einem Absturz um über 30 % auf unter 4 EUR kann sich der Titel nur schwer an die 5 EUR-Marke zurückarbeiten. Trotz aller negativen Analystenkommentare bleiben beide Konzerne auf Wachstumskurs und bieten ihren Aktionären eine stabile Dividende von 4 bis 6 %.

CanCambria – Die Konzession in Ungarn steht

Wer in Europa nach Energie-Unabhängigkeit und Alternativen zu den bekannten Auseinandersetzungen sucht, könnte in Ungarn fündig werden. Über die Regierung von Victor Orban hat sich ein gewisser Disput mit der EU breitgemacht, was internationale Investoren aber spannend finden. Denn Ungarn wächst deutlich stärker als die EU-Kernzone und fungiert mit eigenen Energiereserven immer mehr als mitteleuropäisches Drehkreuz für viele internationale Anbieter wie Aserbeidschan, Türkei oder Polen.

Mittendrin agiert das kanadische Explorations-Unternehmen CanCambria Energy bislang sehr erfolgreich. Denn mit dem Kiskunhalas-Projekt im Pannonischen Becken Ungarns besitzen die Kanadier nun seit Juni eine lizenzierte und strategisch günstige Liegenschaft, um die regionale Energieunabhängigkeit zu fördern. Die im Dezember 2024 abgeschlossene technische Bewertung des rund 13.150 Hektar großen Gebiets durch ein fortschrittliches 3D-Seismikprogramm bestätigte frühere Modellierungen und legte erste Bohrziele fest. 

Eine Ressourcenanalyse von Chapman Hydrogen and Petroleum Engineering Ltd. untermauerte zuletzt die wirtschaftlichen Daten: Das Projekt umfasst rund 4.000 Netto-Acres in der Kategorie „Development Pending“ mit reservierten 627,4 Milliarden Kubikfuß Erdgas sowie 66,5 Millionen Barrel Kondensat und NGL. Risikobereinigt belaufen sich diese Werte auf 501,9 BCF Gas und 53,2 Millionen Barrel Flüssigkohlenwasserstoffe. Das DCF-Modell weist bei einem 10%-Diskontsatz und 80%iger Entwicklungswahrscheinlichkeit einen risikoadjustierten Kapitalwert von ca. 1,58 Mrd. USD aus, im besten Fall fast 2 Mrd. USD. Die geplante Entwicklung umfasst zwei Phasen mit je 50 Bohrungen; Investitionen werden auf rund 948 Mio. USD geschätzt.

„Die Größe des Projekts macht es zu einem äußerst attraktiven Vorhaben mit einem potenziellen Bohrbestand für viele Jahre. Um diese Einschätzungen zu bestätigen, bereiten wir ein Bewertungsprogramm für drei Bohrlöcher vor. Die Bohrungen werden in den kommenden Monaten beginnen“, kündigte CEO Dr. Paul Clarke nach der Veröffentlichung des Berichts an.

CanCambria hat eine hundertprozentige ungarische Tochtergesellschaft, CanCambria Kiskunhalas Koncessziós Ltd., gegründet, welche künftig die Erkundung und Bewertung leiten wird. Für das zweite Halbjahr 2025 steht nun eine hochmoderne 3.500 Meter tiefe Hochdruck-Hochtemperaturbohrung auf dem Plan, bei der nordamerikanische Fracking-Technologien angewandt werden sollen. Die Geologen sehen Parallelen zum erfolgreichen Granite-Wash-Trend im texanischen Anadarko-Becken. Die Aufsichtsbehörde für Regulierungsangelegenheiten Ungarns (SZTFH) hat den technischen Betriebsplan („TOP” oder „MÜT” auf Ungarisch) für die Bohrung und Fertigstellung der geplanten Bohrlöcher CC-Ba-É-2 und CC-Ba-É-3 innerhalb der Bergbaulizenz Ba-IX des Unternehmens in den letzten Tagen genehmigt. Somit kann also gestartet werden.

„Die Genehmigung des technischen Betriebsplans für die ersten beiden Erkundungsbohrlöcher ist ein wichtiger Meilenstein für die Weiterentwicklung des Ba-IX-Feldes hin zu einer möglichen Kommerzialisierung. Mit den behördlichen Genehmigungen können wir nun mit den Bohrungen und der Fertigstellung fortfahren und wichtige Daten sammeln, die unseren Entwicklungsplan leiten und das Wachstum unseres ungarischen Projekts unterstützen werden“, kommentiert CEO Dr. Paul Clarke die Entscheidung der ungarischen Behörde.

Politisch ist CanCambria durch die Mitgliedschaft im Continental Europe Energy Council gut vernetzt und profitiert von einer Plattform, die Unternehmenskooperationen und Investorenkontakte in Mittel- und Osteuropa fördert. Ergänzend zur Exploration erhielt CanCambria in den letzten Wochen frisches Kapital in Form einer Privatplatzierung, wobei im ersten Schritt 5,8 Millionen Einheiten zu je 0,52 CAD ausgegeben wurden, was etwa 3 Mio. CAD bringt. Jede Einheit umfasst eine Stammaktie und einen dreijährigen Optionsschein mit Ausübungspreis von 0,75 CAD. Dieses Kapital sichert die Finanzierung des umfangreichen Explorationsprogramms und unterstützt eine Neubewertung der Aktie, deren gegenwärtiger Unternehmenswert von nur 65 Mio. CAD durch die umfangreichen Ressourcen gestützt wird. Der Wachstumsweg des Unternehmens ist klar vorgezeichnet, mit nachhaltig hoher Aussicht auf Wertzuwachs. Neue Investoren profitieren von der aktuellen Konsolidierung um 0,55 CAD und sollten beherzt zugreifen.

Hochtief und Bilfinger – Stille Profiteure der Billionen-Programme

Auch die Bundesregierung hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2036 sollen über 500 Mrd. EUR in den Ausbau und die Modernisierung von Infrastruktur, Energieversorgung und Digitalisierung investiert werden.Zwei Unternehmen, die dabei besonders profitieren könnten, sind Hochtief und Bilfinger. Während Hochtief vor allem bei Großprojekten im Verkehrssektor zum Zuge kommt, setzt Bilfinger seinen Fokus stärker auf Industrie- und Energielösungen. Beide Konzerne haben in den letzten Monaten gezeigt, dass sie mit ihrem Know-how und ihrer Marktposition zentrale Partner für die Umsetzung dieser Mammutprojekte sind.

Hochtief profitiert stark von der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die unter dem Begriff „Bau-Turbo“ eingeführt wurden. Damit können wichtige Projekte wie Brücken, Autobahnen oder Bahntrassen schneller realisiert werden. Ein Paradebeispiel ist die zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn, ein milliardenschweres Projekt, das den städtischen Nahverkehr nachhaltig verbessern wird. Darüber hinaus baut Hochtief auch an der Modernisierung des deutschen Schienennetzes mit, das in den kommenden Jahren eine massive Investitionswelle erfährt. 

Bilfinger positioniert sich derweil als Schlüsselunternehmen für die Energiewende. Der kürzlich geschlossene Rahmenvertrag mit Gasunie über zehn Jahre sichert dem Konzern Aufträge in den Bereichen Pipelinebau, Wasserstoffnetze und Gasspeicher. Gerade der Aufbau von Wasserstoff-Infrastruktur gilt als zentrales Zukunftsthema, da Deutschland seine Abhängigkeit von fossilen Energien verringern will. Auch die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude ist ein wichtiges Geschäftsfeld, das mit dem Klima- und Transformationsfonds abgestimmt ist.

Doch nicht nur im klassischen Bau- und Energiebereich sind die beiden Unternehmen aktiv. Hochtief entwickelt zunehmend Rechenzentren und Telekommunikationsnetze, die für die Digitalisierung der Wirtschaft unverzichtbar sind. Bilfinger wiederum ist in der Modernisierung von Stellwerken und Leitzentralen für Energie- und Industriestandorte involviert. Damit erweitern beide Konzerne ihr Tätigkeitsfeld um Zukunftsmärkte, die weit über den traditionellen Infrastrukturbau hinausgehen.

Die wachsende Auftragslage spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wider. Beide Konzerne haben ihre Prognosen für 2025 nach oben angepasst. Analysten rechnen damit, dass die Nachfrage noch weiter anzieht, sobald im Herbst die ersten Mittel aus den staatlichen Fonds ausgeschüttet werden. Das eröffnet den Unternehmen über Jahre hinweg volle Auftragsbücher und hohe Planungssicherheit. Auch für Anleger zeigt sich ein positives Bild. Die Aktienkurse von Hochtief und Bilfinger haben sich seit September bereits verdoppelt und notieren nun bei rund 225 EUR beziehungsweise 92 EUR. Mit erwarteten KGVs von 11 und 14 für 2026 erscheinen die Bewertungen im Branchenvergleich weiterhin moderat. Die hohen Margenpotenziale aus den neuen Geschäftsfeldern und die politische Unterstützung sorgen für eine solide Basis, um die Gewinne langfristig zu steigern.

FAZIT

Eine ernstgemeinte Infrastruktur- und Energiewende in der EU ist nur sehr teuer, sondern nur unter Einbezug aller möglichen Denkweisen sinnvoll. Perspektivisch haben fossile Brennstoffe ihren Stellenwert, alternative Energien werden aber noch einige Jahre neben den herkömmlichen Energieträgern rangieren. Ins Portfolio gehören neben Standardwerten wie BP und Shell, auch aussichtsreiche Nebenwerte wie CanCambria Energy, denn hier kann durch spürbare Fortschritte schnelle Dynamik aufkommen. Auch internationale erfahrene Infrastruktur-Experten wie Hochtief und Bilfinger sind von Fondsmanagern immer mehr gefragt. Eine sinnvolle Streuung senkt die Risiken deutlich und schafft eine verbessertes Chance-Risiko-Profil.