Die Quartalsberichte von zwei der profiliertesten chinesischen Autoherstellern im Bereich Elektromobilität hinterließen im Markt sehr unterschiedliche Reaktionen. So musste Li Auto einen erheblichen Kurseinbruch hinnehmen, was auch allzu verständlich war, da trotz eines deutlichen Umsatzanstiegs im ersten Quartal um über 36% ein sequenzieller Rückgang zum vierten Quartal 2023 zu Buche schlug. Und das bringt Kratzer auf die Wachstumsstory.
Außerdem gab es beim Nettogewinn im Jahresvergleich einen Einbruch um 36,7%, gegenüber dem vierten Quartal 2023 sogar um fast 90%. Dazu passte dann auch, dass Li Auto zwar für das laufende zweite Quartal eine Steigerung der Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21,3% bis 27,1% anpeilt. In Umsatzzahlen wäre dies allerdings nur eine Steigerung um 4,2% bis 9,4%.
Und zu guter Letzt teilte das Unternehmen auch noch mit, dass man die Einführung rein elektrischer SUV-Modelle verschieben wird. Eigentlich sollten noch in diesem Jahr drei entsprechende Fahrzeugmodelle präsentiert werden. Jetzt werden diese Präsentationen erst 2025 kommen. Das sorgte gestern im Wall-Street-Handel schon für einen Abschlag von fast 13%, wobei es dann nachbörslich weiter runterging.
Geradezu ein Kontrastprogramm lieferte Konkurrent Xpeng. Zwar konnte dessen Aktie im Handelsverlauf nur auf der Stelle treten, dafür gab es dann nachbörslich ein Plus von 5%. Denn im Gegensatz zu Li Auto konnte Xpeng im ersten Quartal besser performen als erwartet. So ging der Umsatz um 62,5% nach oben und übertraf mit 6,55 Milliarden Yuan die Marktschätzungen, die bei 6,15 Milliarden Yuan gelegen hatten. Zwar musste dieser Autohersteller erneut beim Ertrag je Aktie einen Verlust von 1,45 Yuan mitteilen. Doch hier hatten die Analysten einen Verlust von 2,40 Yuan befürchtet, im vergangenen Jahr lag der Verlust noch höher bei 2,71 Yuan je Aktie.
Fazit: Mit den neuen Strafzöllen der Amerikaner werden es chinesische Autohersteller natürlich deutlich schwieriger haben, die bisherigen Wachstumsraten zu halten bzw. die Erträge entsprechend zu steigern. Aber in den jüngsten Quartalszahlen zeigt sich auch, dass es Unternehmen geben dürfte, die sich besser auf diese Situation einstellen können, da sie anderweitig eine gute Basis geschaffen haben.
Vor diesem Hintergrund wird es jetzt in den nächsten Monaten äußerst spannend werden, wie sich auch beide Aktien zueinander verhalten werden. Bislang war Li Auto der erklärte Liebling der Investoren. Nach einem jüngsten Korrekturrückgang um mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung ist das jetzt zwar nicht mehr der Fall, aber im direkten Vergleich hat Li Auto noch etwas mehr Höhe als Xpeng. Doch das schafft wesentlich größere Chancen für Xpeng auf einen Turnaround. Allerdings sollten Anleger hier noch abwarten, inwieweit sich die neuen Strafzölle auch auf diese Unternehmen letztlich auswirken.