Die Aktie des Windturbinen-Herstellers Nordex steht derzeit unter extremen Abgabedruck. Was allerdings nicht ganz neu ist, denn schon seit dem bisherigen Jahreshoch Anfang April hatte die Aktie rund zwei Drittel ihres Wertes verloren.
Dies war sicherlich einerseits den Marktbedingungen geschuldet. Andererseits sorgte Nordex selbst für diesen Ausverkauf, nachdem man zum einen im Mai ankündigte, die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes zum ersten Quartal auf den Juni zu verschieben. Dann folgte ebenfalls im Mai die Anpassung der Jahresprognose nach unten. Hatte man zuvor mit einem Jahresumsatz von 5,4 bis 6 Milliarden Euro gerechnet, sollen es 2022 nun nur 5,2 bis 5,7 Milliarden Euro werden. Außerdem wurde die prognostizierte EBITDA-Marge geradezu eingedampft von zuvor erwarteten 1,0 bis 3,5% auf nun minus 4 bis 0%.
Rauswurf
Durch den verschobenen Quartalsbericht bekam Nordex dann auch die neuen Regularien der Deutschen Börse zu spüren. Denn nachdem auch Mitte Juni der Quartalsbericht nicht vorlag, wurde die Aktie per 20. Juni aus dem SDAX und dem TecDAX geworfen. Mit diesen vielfältigen Bürden hat das Unternehmen nun doch noch seine Quartalszahlen präsentiert. Doch die fielen tiefrot aus.
So meldete das Unternehmen für das erste Quartal einen Verlust von knapp 151 Millionen Euro. Das sind fast dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Auch operativ lief es deutlich schlechter. Nach einem Gewinn von 10,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum wies das EBITDA nun einen Verlust von 52 Millionen Euro aus. Gleichzeitig ging der Umsatz um rund ein Viertel auf 933 Millionen Euro zurück. Dies hatte als Ursache insbesondere, dass man bei den Rotorblätter-Größen umgestellt hat, was auch dazu führte, dass man den Standort Rostock zum Ende des Monats schließt.
Kann sich Nordex behaupten?
Grundsätzlich könnte sicherlich der Branchen-Trend hin zu größeren Rotorblättern und die damit verbundenen Produktionsumstellungen als Argument herangezogen werden, dass die aktuelle Schwäche bei Nordex eher kurzfristiger Natur ist. Doch im Markt setzt sich langsam die Meinung durch, dass Nordex schlichtweg zu klein ist, um im immer härteren Wettbewerb unter anderem mit Konkurrenten wie Gamesa oder Vestas auf Dauer bestehen zu können. Und das alles spiegelt sich natürlich im Aktienkurs wider. Wobei auch die Prognosen für das kommende Jahr im Markt wohl auf sehr wackeligen Beinen stehen dürften.
Unter diesen Voraussetzungen ist derzeit nicht erkennbar, dass die Aktie von Nordex hier schnell einen Rebound schaffen könnte. Vielmehr steht zu befürchten, dass der Wert noch einmal mindestens auf das Coronatief aus dem März 2020 zurückfällt. Damals notierte die Aktie knapp über 5 Euro. Das würde vom jetzigen Stand ein weiteres Abwärtsrisiko von rund 40% bedeuten.
Natürlich würden sich ebenso starke Chancen aus einer rein technischen Erholung ergeben. Bis zur 200-Tage-Linie sind es fast 60%. Aber wir würden hier das Abwärtsrisiko deutlich stärker ansehen. Insofern kann man eigentlich nur noch davon abraten, sich zu engagieren. Eine Wiedervorlage dann, wenn die Q2-Zahlen heraus sind, die eigentlich planmäßig am 11. August kommen sollen.