Es ist kaum zu fassen, was derzeit bei Nvidia abgeht. Die Aktie des Halbleiterriesen, der in den letzten Jahren fast wie im Alleingang die KI-Revolution vorangetrieben hat, stagniert seit Monaten, wenngleich in einer sehr üppigen Seitwärtspanne, während der Markt auf den nächsten großen Auslöser wartet. Analysten und Anleger scheinen in einer Art Schockstarre zu verharren – als hätten sie Angst, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Und das, obwohl das Unternehmen immer wieder beweist, dass es bereit ist, neue Maßstäbe zu setzen. Wer jetzt nicht hinschaut, könnte das große Spektakel verpassen, denn Nvidia bereitet sich auf einen gewaltigen Umschwung vor, der die nächste Kursrally einläuten könnte. Die kommenden Quartalszahlen werden zeigen, wer hier den Mut hat, auf den Branchenprimus zu setzen.
Der Schlüssel zur Zukunft liegt in der neuen GPU-Generation „Blackwell“. Diese Chips, speziell entwickelt für den KI-Bereich und das Hochleistungsrechnen, könnten das nächste große Ding sein. Laut Nvidia soll allein im vierten Quartal ein Umsatz von mehreren Milliarden Dollar durch den Verkauf dieser GPUs generiert werden. Doch der Markt – oder zumindest ein Großteil der Analysten – scheint dieses Potenzial völlig zu unterschätzen. Das Konsensziel für die Umsätze im vierten Quartal liegt bei gerade einmal 36,4 Milliarden Dollar, was beinahe lächerlich wirkt, wenn man bedenkt, dass allein die Blackwell-Chips diese Prognose weit übertreffen könnten. Und das ist nicht alles: Die Nachfrage nach den bisherigen H200-Chips bleibt ungebrochen hoch, was bedeutet, dass Nvidia auf eine unschlagbare Kombination von Umsatztreibern zusteuert.
Werfen wir einen Blick auf die letzten Monate: Die Märkte haben Nvidia nicht gerade freundlich behandelt. Starke Schwankungen, getrieben von globalen Ereignissen wie der Aufwertung des japanischen Yen, haben den Aktienkurs belastet. Im August kam es zu einem Kurssturz, als Margin Calls die Liquidierung von hochgehebelten Positionen erzwangen. Doch die Märkte haben sich rasch erholt, und Nvidia kämpfte sich zurück – nur, um erneut von der allgemeinen Unsicherheit an den Börsen gebremst zu werden. Währenddessen liefert Nvidia solide Ergebnisse. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres übertraf das Unternehmen die Umsatzprognosen um 4,5 % und überschritt die 30-Milliarden-Dollar-Marke. Beeindruckend? Sicher. Aber für Nvidia offenbar noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Das eigentliche Highlight der kommenden Quartalszahlen ist jedoch die Frage, wie hoch das Management die Umsatzziele für das vierte Quartal setzen wird. Wenn die Prognose so stark ausfällt, wie viele Insider vermuten, könnte dies den dringend benötigten „Inflection Point“ für die Aktie darstellen. Man muss sich nur das Potenzial der neuen Ethernet-basierten Netzwerkplattform Spectrum-X anschauen, die laut Unternehmensangaben ein Multimilliarden-Dollar-Produkt werden könnte. Dieses Segment hat bereits einen signifikanten Beitrag zum Umsatzwachstum im letzten Quartal geleistet – ein klares Zeichen dafür, dass Nvidia in einem völlig neuen Bereich Fuß fasst.
Dann wäre da noch China. Der Markt dort ist für Nvidia von entscheidender Bedeutung, und trotz den strengen Exportbeschränkungen der USA konnte Nvidia die Einführung seiner China-kompatiblen Chips erfolgreich umsetzen. Der Umsatz in China stieg im letzten Quartal auf 3,7 Milliarden Dollar – fast eine Verdopplung im Vergleich zu den vorherigen Quartalen. Das zeigt, dass Nvidia sich auch in schwierigen geopolitischen Umfeldern zu behaupten weiß. Doch dieser Erfolg in China geht auf Kosten der Margen, da der Wettbewerb mit chinesischen Anbietern wie Huawei härter wird und Nvidia die Preise senken musste. Trotzdem bleibt das Nettoergebnis positiv: Frisches Umsatzwachstum aus China dürfte die Bedenken der Anleger mildern.
Aber das ist noch nicht alles. Nvidia positioniert sich auch im Bereich der „Sovereign AI“ als Spitzenreiter. Dieses Segment könnte in den kommenden Jahren explosionsartig wachsen, da immer mehr Regierungen und Institutionen auf künstliche Intelligenz setzen, um ihre nationalen Interessen zu schützen und zu fördern. Die Prognosen für dieses Geschäftsfeld sind beeindruckend: Von „einstelligen Milliardenbeträgen“ bis hin zu „niedrigen zweistelligen Milliardenbeträgen“ – so beschreibt das Management die zukünftigen Umsatzpotenziale in diesem Bereich.
Kritiker könnten nun einwenden, dass Nvidia vielleicht doch zu hoch bewertet sei. Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 48 erscheint die Aktie tatsächlich nicht billig. Doch hier liegt möglicherweise der Denkfehler: Wenn Nvidia seine Umsatzprognosen für das vierte Quartal tatsächlich deutlich übertrifft und das KGV auf die zukünftigen Gewinne angepasst wird, könnte sich dieses Verhältnis drastisch verbessern. Analysten, die derzeit einen Kursanstieg auf rund 170 Dollar bis Jahresende erwarten, könnten bald eines Besseren belehrt werden, wenn die Gewinne und Umsätze in den kommenden Quartalen durch die Decke gehen.
Und es gibt noch mehr Gründe für Optimismus: Nvidia expandiert zunehmend in den Softwarebereich. Auch wenn der aktuelle Umsatz aus diesem Segment mit rund 2 Milliarden Dollar noch klein ist, wird der Anteil an den Gesamteinnahmen in Zukunft deutlich steigen. Mit der wachsenden Anzahl installierter Hardware wird die Nachfrage nach Nvidia-Software zwangsläufig zunehmen. Dieses Geschäftsmodell bietet zudem höhere Margen und könnte langfristig zu einem bedeutenden Umsatztreiber werden.
Fazit: Die kommenden Quartalszahlen von Nvidia sind weit mehr als nur ein weiterer Finanzbericht. Sie könnten der Wendepunkt sein, der die Aktie auf ein neues Rekordhoch katapultiert. Die fundamentalen Treiber – Blackwell-GPUs, Spectrum-X, China, Sovereign AI und Software – sind stärker denn je. Wer jetzt nicht auf Nvidia setzt, könnte in wenigen Monaten überrascht sein, wie schnell die Aktie wieder Fahrt aufnimmt. Analysten, die derzeit zurückhaltend agieren, werden möglicherweise bald ihre Prognosen nach oben korrigieren müssen. Die Weichen sind gestellt – und Nvidia ist bereit, den nächsten großen Sprung zu machen.