Höchste Spannung an den Kapitalmärkten, denn das Wahl-Virus geht um! Die größte Wirtschaftsnation der Welt muss sich in den nächsten Tagen auf einen neuen Präsidenten einigen. Die Erwartungen der Börsianer könnten nicht unterschiedlich sein. Denn während die Anhänger des Republikaners Trump auf grundlegende Änderungen hoffen und eher auf die Old-Economy setzen, erwarten die Demokraten für Kamala Harris, dass sie das Erbe von Joe Biden antritt und viel von den Erneuerungen für die Zukunft der USA fortführen wird, wie z.B. die Maßnahmen aus dem „Inflation Reduction Act“ (IRA).

In den Fokus geraten also entweder Industrie-, Rüstungs- oder Sicherheitstitel oder eben Zukunftsbranchen wie alternative Energien oder LifeScience. Die verbleibend schlechten Konjunkturaussichten können zwar manche Investitionsentscheidung beeinflussen, doch was zählt, ist der sinkende Zinstrend, der vor allem den Forschungsunternehmen zu Gute kommt. Hinzu kommt die relative Untergewichtung der Asset Manager im BioTech-Sektor, die sich beim ersten Frühlingslüftchen verändern sollte. Wir selektieren ein paar interessante Titel.

Evotec und Bayer – Wie geht es weiter in Hamburg und Leverkusen?

Mit Hochspannung schauen Börsianer in Richtung Hamburg. Denn am Mittwoch, den 06. November, tritt der neue Evotec-CEO Christian Wojczewski vor die Kameras und berichtet zum vergangenen Quartal. Für die Investoren wichtig wird der Blick nach vorne sein, denn immerhin hat das Unternehmen einen ganzen Scherbenhaufen aufzuarbeiten, den der Ex-Chef Dr. Lanthaler Anfang 2024 hinterlassen hatte. Im Vorfeld der Veranstaltung zieht der Aktienkurs bereits ordentlich an. Gestern startete der Wert am Morgen mit 7,15 EUR, bereits mittags war der technische Widerstand bei 7,75 EUR Makulatur und selbst die 8,00 EUR-Marke konnte zuletzt überwunden werden.

Wie sieht die Zukunft nun aus, werden sich viele frustrierte Anleger nun denken? Aktuell scheiden sich die Geister bei den fundamentalen Erwartungen. Für 2024 schätzen Analysten eine Größenordnung von 813 Mio. EUR im Umsatz, das liegt klar unter dem Korridor, der jüngst vom Management veröffentlicht wurde. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,42 Mrd. EUR und Preisen von rund 8 EUR ist das Unternehmen derzeit immer noch günstig, denn immerhin befanden sich Ende Juni auch noch rund 222 Mio. EUR Cash in der Bilanz.

Im Fußball wäre Bayer Leverkusen derzeit gegenüber dem HSV favorisiert, an der Börse lässt man den Pharmariesen aber noch links liegen. Nur knapp über dem 20-jahrestief von 24,75 EUR notiert das Unternehmen derzeit, aus den Schlagzeilen kommt man nicht. Immer wieder schlagen Glyphosat-Klagen aus den USA auf, deren Abwendung hat schon zig Millionen Euro an Anwaltskosten verschlungen haben. Das aktuelle Zahlenwerk aus der Pharmasparte ist auch nicht geeignet, eine große Quersubventionierung des Konzerns zu stemmen. Denn neben einer wachsenden Verschuldung belasten auch die Kompensationszahlungen für einen großangelegten Personalabbau im mittleren Management. Heute kommen die Q3-Zahlen, man kann nur hoffen, dass CEO Bill Anderson auch mal positive Überraschungen bieten kann.

CS Medica A/S – Mit alternativer Medizin aus Dänemark sehr erfolgreich

Durch die großen Cannabis-Zulassungswellen der letzten Jahre haben alternative Heilungsansätze mit CBD (Cannabidiol), einem nicht-psychoaktiven Bestandteil der Cannabispflanze, in der letzten Zeit zunehmend Aufmerksamkeit erhalten, vor allem wegen ihrer potenziellen Vorteile in der Schmerzbehandlung, bei Entzündungen und zur Linderung von Stress und Angst. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass CBD darüber hinaus hilfreich bei der Unterstützung chronischer Schmerzen, Schlafstörungen, und neurologischer Erkrankungen wie Epilepsie sein könnte. Das dänische Unternehmen CS MEDICA A/S (WKN: A3CYEQ; ISIN: DK0061668225) hat in der letzten Woche einen Meilenstein in der Klassifizierung ihrer Medizinprodukte erreicht.

Alle Produkte von CS MEDICA entsprechen nun den aktualisierten Standards der Medical Device Regulation (MDR). Weiterhin treibt das Unternehmen das Thema klinische Studien, die Beantragung von Patenten sowie den Markenschutz voran. Die einzigartige Positionierung von CS MEDICA beruht auf der innovativen, konformen Palette von CBD-haltigen Gelen, Sprays und Pflastern. Diese Produkte entsprechen dem Trend zur Selbstbehandlung und nutzen natürliche, THC-freie Inhaltsstoffe, die aus der Kosmetik bekannt sind, um Nebenwirkungen zu reduzieren und gleichzeitig eine durch klinische Studien belegte Wirksamkeit zu bieten. 

Im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Medikamenten und medizinischem Cannabis werden die Produkte von CS MEDICA als Medizinprodukte eingestuft und sind rezeptfrei erhältlich, was den Übergang zur MDR zu einem kritischen Wachstumsfaktor macht. Diese Unterscheidung bietet einen einzigartigen Vorteil, da es sich um regulierte, evidenzbasierte Lösungen handelt, die sicher, wirksam und für Patienten leicht zugänglich sind und die Vorteile von CBD mit der Zuverlässigkeit bieten, die man normalerweise mit verschreibungspflichtigen Behandlungen verbindet. Mit diesem Ansatz ist der Weg frei, für ein steiles Wachstum in den nächsten Quartalen.

Die Analysten von NuWays (eine Kooperation von Hauck Aufhäuser und Lampe) sehen die Aktie vor einer dramatischen Aufwertung. Bei einem aktuellen Kurs von 0,62 EUR lautet das Ziel ihrer Kaufempfehlung ganze 2,30 EUR. Die Studie ist auf der Unternehmensseite abrufbar. Der Marktwert der CS Medica umfasst die strategischen Vermögenswerte sämtlicher Marken, Patente sowie der F&E-Plattformen des Unternehmens. Neben den substanziellen Bestandteilen der Holding geht es in den nächsten Wochen aber um den bevorstehenden Börsengang der Konzerntochter CANNORDIC, die sofort mit einem deutschen Listing in Düsseldorf starten wird.

Anleger haben schon jetzt die Gelegenheit, zum aktuellen Marktpreis von ca. 0,62 EUR in die CS MEDICA zu investieren und so vom Potenzial auf eine deutliche Wertsteigerung im Zuge des Börsengangs und des weiteren Unternehmenswachstums zu profitieren. Denn die weltweite Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden boomt. So wird der Markt laute Studien bis ins Jahr 2031 ein Wachstum von 15,7 % CAGR ausweisen.

CS MEDICA ist sehr gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. Insbesondere außereuropäische Märkte wie MENA und APAC bieten ein hohes Wachstumspotenzial, sobald die regulatorischen Hürden überwunden und die gesellschaftliche Akzeptanz hergestellt sind. Die Position Deutschlands als größter Gesundheitsmarkt Europas bietet für die Gruppe ein robustes Wachstumspotenzial, insbesondere bei der Behandlung chronischer Erkrankungen. Gestern gab es beachtliche Umsätze an den deutschen Börsenplätzen, der Wert eroberte spielend die 0,66 EUR-Marke nachdem bereits am Morgen an der Hauptbörse Spotlight in Schweden 5,16 dänische Kronen aufgerufen worden. Wetten sie auf den Platzierungs-Erfolg der gefragten CANNORDIC-Titel, denn damit sollte bei der nur mit 8 Mio. EUR bewerteten CS Medica regelrecht die Post abgehen.

BioNxt Solutions – Multiple Sklerose den Kampf erklärt

Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat aus Kanada ist BioNxt Solutions Inc. (CSE: BNXT, WKN: A3D1K3, ISIN: CA0909741062). Das Unternehmen ist ein biowissenschaftlicher Akzelerator, der sich auf Arzneimittelformulierungen und Arzneimittelverabreichungssysteme der nächsten Generation, diagnostische Screening-Tests sowie die Herstellung und Evaluierung neuer aktiver pharmazeutischer Wirkstoffe konzentriert.

Eine neue Personalie lässt aufhorchen: Herr Terry Lynch ist dem Unternehmen als Market Advisor beigetreten. Lynch ist aktuell CEO von Power Nickel Inc., einem börsennotierten Bergbauunternehmen, sowie Mitbegründer der an der TSX und NASDAQ notierten Cardiol Therapeutics, einem Experten zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sich seit 2022 verdreifacht hat. Die BNXT-Aktie reagierte sehr positiv auf die Nachrichten und legte im Oktober über 20 % zu.

Im Rahmen seines Hauptprogramms ist BioNxt derzeit mit der Entwicklung einer proprietären Verabreichungsform von ODF Cladribin befasst, die sich an den Multiple-Sklerose-Markt richtet. Das Europäische Patentamt hatte im September 2024 grünes Licht für die beantragten Schutzrechte von BioNxt erteilt. Nun werden eine Reihe von Patenten in über 40 Destinationen eingereicht, um bei der internationalen Vermarktung einen wirksamen IP-Schutz zu haben. Die aktuelle Patentserie deckt die sublinguale Verabreichung von Krebsmedikamenten zur Behandlung von autoimmunen neurodegenerativen Erkrankungen ab. Cladribin-Tabletten sind derzeit in mehr als 75 Ländern zugelassen, unter anderem von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).

Sie erzielten laut Merck im Jahr 2023 einen Jahresumsatz von über 1 Mrd. USD. Cladribin-Tabletten sind für mehrere Indikationen zugelassen, insbesondere für hochaktive Formen der schubförmig remittierenden MS. MS stellt das größte Marktsegment für den Verkauf von Cladribin dar, da weltweit etwa 2,3 Millionen Menschen mit dieser Krankheit leben müssen. Laut Market.us wird der globale Markt für Multiple Sklerose-Medikamente bis 2033 voraussichtlich 41 Mrd. USD erreichen. 

Die Entwickler von BioNxt erwarten, dass das hauseigene Cladribin-Produkt für Patienten, die unter Dysphagie (Schluckbeschwerden) leiden, einen erheblichen Vorteil gegenüber der Tablettenform bietet. Als kanadisch-deutsches Forschungsunternehmen, wird der Wert rege an hiesigen Börsenplätzen gehandelt. Ausgehend von einer Marktkapitalisierung von rund 28,5 Mio. CAD besitzt die Aktie in der jetzigen Aufstellung beachtliches Aufwärtspotenzial.

Valneva und Pfizer – Die Charts sind unten

Mit 2,46 EUR fiel die Valneva-Aktie im Oktober auf ein 5-Jahrestief. Das letzte Mal notierte das Papier des französisch-österreichischen Impfstoffherstellers Ende 2019 auf diesem Kursniveau. Wegen großer Forschungsanstrengungen platzierte das Unternehmen 23 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 2,66 EUR bei institutionellen Investoren. Unter Ausschluss des Bezugsrechts flossen Valneva dabei rund 61 Mio. EUR in die Kasse. Nun soll es mit den klinischen Studien weitergehen. Dazu zählen das Phase-3-Pädiatrie- und das Phase-4-Programm für den Chikungunya-Impfstoff sowie die voraussichtlichen Phase-2-Programme für die Shigella- und Zika-Impfstoffkandidaten.

Potenzielle Meilensteinzahlungen und erste Einnahmen aus seinem Programm gegen die Lyme-Borreliose machen Valneva hoffnungsvoll, dass dies die letzte Verwässerung der Altaktionäre ist und die operative Gewinnschwelle schon in Bälde erreicht wird. Erste Zeichen setzte die Aktie in den letzten Wochen, denn die Zone zwischen 2,45 und 2,65 EUR konnte erfolgreich stabilisiert werden. Höchst spannend wird nun der Q3-Bericht am 07. November erwartet. Analysten schätzen im Konsens einen Verlust von etwa 0,12 EUR je Aktie.

Bereits berichtet hat in der letzten Woche der US-Pharmariese Pfizer. Mit einem Umsatzanstieg auf 17,7 Mrd. USD wurden dabei die Erwartungen der Analysten von 14,9 Mrd. USD klar getoppt. Zum Wachstum trugen insbesondere die Wiederauflage der neuesten Impfstoff-Version Comirnaty-gegen Corona sowie die antivirale Pille Paxlovid bei. Angesichts der guten Ergebnisse hob Pfizer seine Jahresprognose an und erwartet nun einen bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 2,75 und 2,95 USD. Damit ist die Aktie mit einem 2024e KGV von nur noch 9 bewertet, obendrein gibt es eine laufende Ausschüttung von etwa 6 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Pfizer von 32 auf 33 USD angehoben und ihre Einstufung auf „Buy“ belassen. Hinsichtlich der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten hatte Pfizer zuletzt wieder Zuversicht ausgestrahlt. Damit wären nach Jahren des Ausverkaufs auch mal wieder höhere Kurse angesagt.

FAZIT

Es könnte fast nicht spannender sein. Die US-Wahl steht Spitz auf Knopf und auch die Börse zeigt auf den erreichten Niveaus erste Nervosität. Für den BioTech-Sektor stehen die Ampeln nach den jüngsten Zinssenkungen wieder auf Grün, auch wenn das Wort Ampel mittlerweile einen faden Beigeschmack trägt. Zum Glück haben die Notenbanken mit ihren aufeinanderfolgenden Zinssenkungen ein positives Zeichen gesetzt. Vermutlich will Jerome Powell nicht riskieren, dass dauerhaft zu hohe Leitzinsen die fragile US-Wirtschaft ins Wanken bringen. So auch die EZB, die innerhalb Europas für ein ausgewogenes Zinsklima sorgen muss, denn das Wachstum ist insgesamt zu schwach. Besonders die Wachstumsbranchen profitieren aber von besseren Finanzierungskonditionen für ihre Forschungs-Vorhaben. Mit einer wohlüberlegten Selektion und angemessener Streuung bleibt das Portfoliorisiko im Rahmen.